Seit einiger Zeit läuft auf SAT1 Comedy (einer der beiden digitalen Ableger der ProSiebenSat1-Gruppe) die amerikanische Kultserie "Saturday Night Live". Ich verwende den Begriff "Kult" eigentlich so gut wie nie... aber hier passt er wirklich, immerhin gibt es die Show seit fast 34 Jahren, und kaum eine andere Show dürfte wohl so viele Comedystars hervorgebracht haben wie SNL. Die Liste der festen Mitglieder des Ensembles liest sich wie ein Who is Who der amerikanischen Comedy. Eine davon ist Tina Fey, die 2008 durch ihre Parodie auf Sarah Palin bekannt wurde, obwohl sie bereits seit 1997 dabei war. 1999 wurde sie erste Chefautorin. Und die Erfahrungen, die sie dabei hinter den Kulissen der Show gemacht hat, inspirierten sie zu einer eigenen Serie namens "30 Rock". Und das ist wiederum die Abkürzung der Adresse "30 Rockefeller Plaza"... dem Ort, an dem "Saturday Night Live" aufgezeichnet wird.
Tina Fey spielt in "30 Rock" Liz Lemon, wie sollte es anders sein, die alleinstehende Chefautorin einer Show, die eigentlich einmal "The Girlie Show" hieß. Doch der neue Chef Jack Donaghy ("Head of East Coast Television and Microwave Oven Programming at GE", Alec Baldwin in einer der brilliantesten Casting-Ideen der letzten 30 Jahre) wirft gleich nach seinem Antritt das gesamte Konzept über den Haufen und Liz den abgewrackten Comedian Tracy Jordan (Tracy Morgan, der quasi sich selbst spielt) vor die Füße. Jetzt heißt die Show plötzlich "TGS with Tracy Jordan", und Liz muss gehörig rudern, um die Mitarbeiter bei Laune zu halten und gleichzeitig die Show auf die Beine zu stellen. Liz wird dabei immer wieder zum Spielball zwischen der Crew und dem Oberboss, der sie wiederum gerne für seine eigenen Zwecke benutzt. Wie eigentlich auch jeder in der Crew. Durch ihre unbeholfene Art bietet sich Liz ihren Kollegen aber auch förmlich zur Zielscheibe ihres Spots an. Oft verheddert sich Salat in ihren Haaren, oder auch mal ein Pflaster. Zielstrebig springt sie bei jedem Date (oder gerne auch bei wichtigen Meetings) von einem Fettnapf in den nächsten, und ihr schlechter Geschmack, was Männer angeht, bietet der Crew immer wieder Gesprächststoff.
Interessant ist das Konzept der Serie. Mittels realer Marken (GE, NBC) und Menschen (so spielten sich bereits u.a. Conan O'Brien, Jerry Seinfeld und Larry King sich selbst, und Jack hatte eine Zeitlang eine geheime Affäre mit Condoleezza Rice) verankert sich die Serie einerseits in der Realität ... nur um gleichzeitig die absurdesten Geschichten zu erzählen, die mit der Realität ungefähr so viel gemein haben wie eine durchschnittliche Steuererklärung. Die Serie ist dabei gespickt mit visuellen Gags und unglaublichen Pointen, und die Volten, die die Handlung oftmals schlägt, sind von einer Absurdität, die einen immer wieder vom Sofa aufschrecken lässt, ein ungläubigs "WAS!?" auf den Lippen.
Kurz: "30 Rock" ist unglaublich gut geschrieben, man sieht in jeder Szene den Spaß, den die gesamte Crew dabei hat, und die Pointendichte dürfte derzeit in keinem Fernsehprogramm höher sein als hier. Gleichzeitig schaffen es die Macher, jedem, aber auch wirklich jedem Charakter etwas Liebenswürdiges zu verleihen.
Mein Tip: ANSEHEN! SOFORT!
Wer noch nicht über die Segnungen des digitalen Fernsehens verfügt, sollte einfach mal ein wenig im Internet stöbern, da findet sich sicherlich die eine oder andere Episode. Alle anderen können jeden Sonntag ab 20.15 Uhr zwei Folgen auf TNT Serie genießen.
P.S.: Mein derzeitiger Lieblingsgag der Serie ist der Name der Tortillachips, die in einer Episode dazu führen, dass Liz' Schwangerschaftstest falsch positiv ausfällt. Die heißen "Sabor de soledad", Geschmack der Einsamkeit... und verdanken ihren würzigen Geschmack offenbar verdampftem Bullensperma.
UPDATE: Offenbar bin ich nicht der einzige, der begeistert war von "Sabor de Soledad"...
Mittwoch, 3. Juni 2009
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